Wildförster-Sieben zittert sich zum ersten Heimsieg – HSG-Motor stottert noch gewaltig

Die HSG Wetter/Grundschöttel hat das erste Heimspiel der neuen Saison im Lokalderby gegen die DJK Grün-Weiß Emst hauchdünn gewonnen und dabei Glücksgöttin Fortuna ordentlich in Anspruch genommen. Nach dem verpatzten Meisterschaftsstart in der Vorwoche bei der TS Selbecke zählen aber hauptsächlich die ersten zwei Punkte auf der Habenseite.

Zu ungewohnter Heimspielzeit stand am gestrigen Freitagabend bereits das zweite Lokalderby der noch jungen Saison auf dem Spielplan. Nach dem dürftigen Auftritt am vergangenen Wochenende waren für die Schützlinge von Trainer Stefan Wildförster die ersten zwei Punkte Pflicht. Zusätzlich sollten die heimischen Zuschauer mit einem sowohl kämpferisch als auch spielerisch überzeugenden Auftritt für die ein oder andere Qual entschädigt werden, die sie auf der Tribüne der Rundturnhalle in Eilpe erlitten hatten. Verzichten musste Wildförster bei diesem Unterfangen allerdings auf Sebastian Braune, der sich eine Sehnenverletzung an der Fußsohle zugezogen hatte und auf unbestimmte Zeit ausfällt. Seinen Part im linken Rückraum übernahm Matthias Lüling, während auf der rechten Angriffsseite beide Linkshänder in der Startformation standen.

Das Spiel begann aus heimischer Sicht allerdings genauso unbefriedigend wie in der Vorwoche. Vor allem der Angriffsmotor der Grundschötteler lief noch überhaupt nicht auf Touren. So stand nach 10 Spielminuten ein ernüchterndes 1:4-Zwischenergebnis auf der Anzeigentafel. Die Harkortstädter kämpften sich im weiteren Verlauf aber zurück ins Spiel. Beim 6:5 gelang Marcel Heyde per Siebenmeter-Strafwurf die erste Führung. Der inzwischen auf der halblinken Rückraumposition agierende Mark Bonnermann wurde einige Male durch einfache Kreuzbewegungen ins Spiel gebracht und vollstreckte sicher. In der Phase zwischen der 20. Und 25. Spielminute funktionierte das Abwehrverhalten dann sogar nahezu optimal. Es wurden reihenweise Ballgewinne erzielt, die postwendend vor allem über Rückkehrer Kai Reuter zu schnellen Gegenstoßtoren genutzt wurden. Die Folge war kurz vor Ende der 1. Halbzeit eine scheinbar beruhigende 14:8 Führung. Allerdings waren die letzten Zeigerumdrehungen bis zum Pausentee dazu geeignet Coach Wildförster diverse graue Strähnen in die noch dunkle Haarpracht zu zaubern. In Überzahl erlaubte die HSG-Defensive den Gästen aus Emst freie Würfe aus dem Rückraum oder auch unbedrängte Anspiele an den Kreis, so dass der gerade heraus gearbeitete Vorsprung zusehends schmolz. Als dann in den Schlusssekunden Marcel Heyde ein Stürmerfoul abgepfiffen wurde, nutzte dies Linksaußen Michel Bojda zum vierten Gästetreffer in Folge.

In die zweite Spielhälfte startete die Ruhrtalsieben mit der klaren Vorgabe die Emster Defensive über einfache Positionswechsel auseinander zu ziehen und dadurch freie Wurfmöglichkeiten erzielen zu können. Dies gelang zu Beginn auch recht ordentlich, wobei insbesondere das Spiel über Kreisläufer Kai Reuter gut funktionierte. Allerdings entpuppte sich zusehends die eigene Abwehrformation als Schwachpunkt. Hier wurde viel zu körperlos agiert und Wetzel und Co. kamen regelmäßig zu einfachen Torerfolgen, die sie noch nicht einmal mit körperlichen Blessuren erkaufen mussten. Nur gut, dass Torhüter Alex Schmidt den grün-weißen Rechtsaußen Benni Wetzel gut auf der Rolle hatte, sonst wären die Gäste in dieser Phase sicher in Führung gegangen. So aber konnten die HSG-Handballer nach einem Ausgleich immer wieder vorlegen. Vom 23:22 strebten sie über ein 29:24 einem Sieg entgegen, den man dann getrost unter die Rubrik „Arbeitssieg“ hätte einordnen können mit der Erkenntnis, in den wichtigen Phasen das Tempo angezogen und den entscheidenden Vorsprung herausgeworfen zu haben. So einfach kann das Fazit der Partie aber nach den letzten fünf Spielminuten nicht mehr fallen. Die Schützlinge von Jogi Walter stellten ihr Abwehrsystem nämlich auf eine offene Manndeckung um und brachten damit die Grundschötteler Angreifer in arge Verlegenheit. Die agierten aufgrund der sich nähernden Gegenspieler extrem hektisch, die Bälle wurden ein ums andere Mal völlig unnötig hergegeben, weil die Anspiele ungenau waren, sich nicht gut genug bewegt wurde oder freie Torwürfe von Gästekeeper Basti Lache gehalten wurden. Die daraus resultierenden Tempogegenstöße endeten alle mit Torerfolgen für Grün-Weiß Emst, so dass beim Stand von 30:29 sogar die Chance auf ein Unentschieden bestand. Der letzte Emster Torwurf landete, vom Kreis aus abgegeben, zum Glück der Hausherren jedoch auf der Latte und das kollektive Aufatmen der Akteure der HSG Wetter/Grundschöttel war sicherlich auch noch außerhalb der Sporthalle Oberwengern zu hören. 

„Nach diesem Spiel wissen wir ja ganz genau, was wir in nächster Zeit trainieren müssen“ sprach Kai Reuter nach Spielende treffend die Abwehrschwäche sowie die Hektik der letzten Spielminuten an. Das ist wohl eine der wenigen positiven Erkenntnisse dieses Handballabends, mal abgesehen von den ersten beiden Pluspunkten auf dem Konto der Ruhrtalsieben. Auch wenn den Aktiven der 1. Herrenmannschaft bewusst ist, dass die zahlreichen Zuschauer gerne spannende Handballspiele sehen wollen, sollte der Kommentar von dem im Publikum weilenden Christian Dürwald Ansporn genug sein. „Man kann die Zuschauer doch auch mal mit einem schönen Handballspiel erfreuen“ gab der Extrainer einen Denkanstoß in Richtung seiner ehemaligen Schützlinge, den sich diese für die kommenden Spiele als Zielsetzung nehmen sollten. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung kann die Wildförster-Truppe am nächsten Samstag, 22.09.2012, ab 17.30 Uhr in der Rundturnhalle Attendorn gehen, wenn gegen die dort beheimatete SG Attendorn/Ennest die ersten Auswärtspunkte geholt werden sollen.

Spielfilm: 1:4 (10 min), 7:6 (20 min), 12:8 (25 min), 14:12 (30 min), 19:18 (40 min), 25:22 (50 min), 29:25 (55 min), 30:29 (60 min)

Kader der HSG Wetter/Grundschöttel I:

Alexander Schmidt, Stefan Goldkuhle; Tino Zöllkau 3, Marcel Heyde 4/1, Julian Ladener, Matthias Lüling 1, Fabian Blechschmidt 2, Mark Bonnermann 4, Kai Reuter 9, Marcel Handge 3, Daniel Langenscheidt (n.e.), Armin Brauer 4, Lars Apitius

Es fehlte: Sebastian Braune